Erklärt: Warum Bolivien die neueste südamerikanische Nation ist, die ins Chaos gerät

Der bolivianische Präsident Evo Morales, den die Wahlen für eine vierte Amtszeit an die Macht gebracht hatten, sagte, er sei das Ziel eines Putsches gewesen und behauptete die Rolle einer bürgerlich-politisch-polizeilichen Verschwörung, um ihn von der Macht zu entfernen.

Gegner von Boliviens Präsident Evo Morales feiern, nachdem er seinen Rücktritt in La Paz, Bolivien, angekündigt hat. (AP-Foto)

Der bolivianische Präsident Evo Morales ist am Sonntag zurückgetreten, nachdem er durch massive Proteste, die das Land 18 Tage lang wegen angeblicher Unstimmigkeiten bei den Parlamentswahlen im vergangenen Monat erschüttert hatten, seine Macht niedergelegt hatte.

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Der Führer des südamerikanischen Landes, das durch die Wahlen für eine vierte Amtszeit an die Macht gebracht worden war, sagte, er sei das Ziel eines Putsches gewesen und behauptete die Rolle einer bürgerlich-politisch-polizeilichen Verschwörung, um ihn von der Macht zu entfernen .

Warum wurde Boliviens Wahl als unfair angesehen?

Morales, Boliviens erster Präsident indigener Herkunft, war seit 2006 an der Spitze des Landes. Dem sozialistischen Führer wird zugeschrieben, dass er der Andennation wirtschaftliche Stabilität gebracht hat und bei den ländlichen Wählern weiterhin beliebt ist.

Im Jahr 2016 wurde die Amtszeit durch ein Referendum begrenzt, aber Morales legte erfolgreich Berufung gegen das Urteil vor dem obersten Gericht Boliviens ein und konnte dieses Jahr zum vierten Mal anfechten.

Die Wahlen fanden am 20. Oktober statt, und erste Ergebnisse zeigten ein enges Rennen zwischen Morales und seinem Rivalen Carlos Mesa, einem ehemaligen Präsidenten.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse durch das Wahlgremium wurde jedoch kurz darauf für 24 Stunden abrupt eingestellt. Nachdem es wieder aufgenommen wurde, zeigte sich Morales mit einem größeren Vorsprung, einem Vorsprung von mehr als 10 %, als führend.

Wenn im bolivianischen System der Abstand zwischen den beiden Spitzenkandidaten weniger als 10 % beträgt, findet zwischen ihnen eine Stichwahl oder eine zweite Wahl statt.

Die Ergebnisse wurden mit Misstrauen betrachtet, und Demonstranten sammelten sich auf den Straßen. Angeheizt wurde die Wut am 22. Oktober, als ein Mitglied des bolivianischen Wahlgremiums zurücktrat.

Die Wahlergebnisse wurden mit Misstrauen betrachtet, und Demonstranten sammelten sich auf den Straßen. (AP-Foto)

Am 25. Oktober bestätigten die Wahlbehörden den Wahlsieg von Morales, was ihm 47,1 % der Gesamtstimmenanteile einbrachte, mit einem Vorsprung von mehr als 10 % gegenüber Mesa. Die Bestätigung verärgerte die Demonstranten zusätzlich.

Die Vereinigten Staaten, Brasilien, Argentinien und Kolumbien forderten Bolivien auf, einen zweiten Wahlgang durchzuführen. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), eine aus allen Großmächten der Region bestehende Gruppe, beschloss, die Wahlen vom 20. Oktober zu prüfen.

Was geschah, nachdem die OAS ihren Bericht veröffentlicht hatte?

Der vorläufige Bericht der OAS habe mehrere Unregelmäßigkeiten im Wahlprozess aufgegriffen, berichtete das Madrider El País.

Der Bericht sprach von eindeutiger Manipulation und verwies auf den Blackout, der die Übertragung der Ergebnisse am 20. Oktober unterbrach, wonach Morales mit einem größeren Vorsprung vor seinem Gegner Mesa führte.

Anhänger des bolivianischen Präsidenten Evo Morales stehen auf Fußgängerbrücken, als sie eine Straße zwischen La Paz und El Alto blockieren, um ihre Unterstützung für seine scheinbare Wiederwahl in El Alto, Bolivien, zu zeigen. (AP-Foto)

Die OAS sagte auch, dass die Daten von einem ungeplanten externen Server stammen und Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Stimmen festgestellt wurden.

Morales sagte, der Bericht sei eher politisch als technisch, kündigte jedoch am Sonntag Neuwahlen an, um die öffentliche Wut zu zerstreuen. Damit konnte die bis dahin stark aufgeflammte Situation nicht deeskaliert werden, auch die Polizei beteiligte sich zwei Tage zuvor am 8. November an den Demonstrationen.

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In einem bedeutenden Schritt sagte das Militär auch, dass es die Menschen nicht unterdrücken werde, berichtete die lokale Nachrichtenagentur El Diario.

Gegen heftigen Widerstand reichte Morales seinen Rücktritt ein und sagte: Ich trete zurück, damit Mesa und Camacho (der Anführer der Proteste) die Angehörigen unserer Kollegen nicht weiterhin misshandeln, Minister und Abgeordnete nicht weiter angreifen und so dass sie aufhören, die Ärmsten zu misshandeln.

Morales, Boliviens erster Präsident indigener Herkunft, war seit 2006 an der Spitze des Landes. (AP Photo)

Was passiert jetzt?

Ein Leitartikel in El País vom 11. November erklärte: Die Situation der Institutionen ist ein gefährliches Machtvakuum, letzteres muss so schnell wie möglich institutionell und demokratisch umgestaltet werden. Die Präsidenten des Senats und der Abgeordnetenkammer, die bis zu den nächsten Wahlen legal die Führung des Staates hätten übernehmen können, sind ebenfalls zurückgetreten, und der Anführer der Proteste, Luis Fernando Camacho, hat die Bildung eines Regierungsrats vorgeschlagen bestehend aus dem Oberkommando von Militär und Polizei. Dies ist eine Formel, die leider an die Rhetorik von Staatsstreichen erinnert, die aus einer Zeit stammen, die Bolivien hinter sich gelassen haben muss.

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